Getreide voraussichtlich auch 2010/11 im Überschuss
Washington - Das US-Landwirtschaftsministerium erwartet für das nächste Wirtschaftsjahr eine weltweite Produktionsmenge, die wieder über dem Verbrauch liegt. Hinzu kommen umfangreiche Anfangsbestände.
Der globale Getreidemarkt wird möglicherweise auch im Wirtschaftsjahr 2010/11 durch einen Überschuss auf der Produktionsseite geprägt. Davon geht zumindest das US-Landwirtschaftsministerium in seiner ersten umfassenden Prognose für die kommende Kampagne aus. Dabei rechnen die Washingtoner Fachleute mit einem Aufkommen von weltweit 1,802 Milliarden Tonnen Getreide ohne Reis. Das wären etwa 20 Millionen Tonnen oder 1,1 Prozent mehr als 2009/10 erzeugt wurden.
Erwartet werden im Einzelnen größere Ernten in der Europäischen Union, in China und Indien, ein gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändertes Aufkommen in den USA sowie kleinere Produktionsmengen in Russland, der Ukraine und Australien.
Getreidebestände wachsen drittes Jahr in Folge
Mit ihrer globalen Vorhersage liegen die Washingtoner Fachleute deutlich über der des Internationalen Getreiderates (IGC), der die Welt-Getreideerzeugung 2010/11 in seinem April-Bericht auf 1,762 Milliarden Tonnen veranschlagte und von einem leichten Produktionsdefizit in der neuen Kampagne ausging. Das US-Ministerium rechnet für das kommende Wirtschaftsjahr mit einer weltweiten Verbrauchsmenge von insgesamt 1,792 Milliarden Tonnen. Die Getreidebestände sollen im dritten Wirtschaftsjahr in Folge wachsen, und zwar um etwa zehn Millionen Tonnen auf annähernd 400 Millionen Tonnen. Damit würden die globalen Reserven auf das höchste Niveau seit Ende 2001/02 steigen. Allerdings deckte eine solche Lagermenge damals noch 27 Prozent des Verbrauchs ab. Aktuell wären es 23 Prozent.
Anstieg der Erntemenge in der EU-27
Das globale Aufkommen an Weizen veranschlagt das US-Landwirtschaftsministerium für 2010/11 auf gut 672 Millionen Tonnen. Das wären knapp acht Millionen Tonnen oder rund ein Prozent weniger als in der laufenden Kampagne. Dabei gehen die Washingtoner Fachleute im Einzelnen von einem Anstieg der Erntemenge in der EU-27 um mehr als sechs Millionen Tonnen auf 145,1 Millionen Tonnen aus. Für China und Indien wird eine Abnahme der Weizenproduktion um 2,5 Millionen Tonnen auf 112 Milliioen Tonnen beziehungsweise 700.000 Tonnen auf 80 Millionen Tonnen vorausgesagt. Auch im eigenen Land soll das Aufkommen unter dem Niveau von 2009/10 bleiben, und zwar deutlich.
Rückgang der US-Weizenernte erwartet
Ungeachtet der gegenwärtig sehr guten Vegetationsbedingungen in den USA rechnen die Washingtoner Fachleute aufgrund der starken Flächeneinschränkung mit einem Rückgang der heimischen Weizenernte um fast 4,7 Millionen Tonnen auf 55,6 Millionen Tonnen. Weiter steigen soll aber in den USA und global der Bedarf an dem wichtigen Nahrungsgetreide. Vorausgesagt wird, dass der weltweite Weizenverbrauch in der Kampagne 2010/11 gegenüber der laufenden Saison um etwa 16 Millionen Tonnen oder 2,4 Prozent auf rund 668 Millionen Tonnen zulegen wird. Demnach bliebe der Bedarf aber noch unterhalb der vorausgesagten Produktion, so dass die Weizenreserven global gesehen weiter aufgefüllt werden könnten. Während in das jetzt anstehende Wirtschaftsjahr 2010/11 weltweit insgesamt rund 193 Millionen Tonnen Weizen mitgenommen werden dürften, wird sich der betreffende Überhang in die Kampagne 2011/12 gemäß der Prognose des US-Agrarressort auf mehr als 198 Millionen Tonnen belaufen.
Stabile Maiserträge erwartet
Die weltweite Maiserzeugung soll 2010/11 gegenüber dem Vorjahr um fast 27 Millionen Tonnen oder 3,3 Prozenbt auf 835 Millionen Tonnen steigen, wobei das US-Landwirtschaftsministerium im Schnitt von stabilen Erträgen ausgeht. Für das eigene Land wird bei Annahme einer Ausweitung der Erntefläche um etwa drei Prozent ein entsprechender Anstieg der Produktion um 6,6 Millionen Tonnen auf das Rekordniveau von rund 340 Millionen Tonnen prognostiziert.
Kräftiger Anstieg der Maiserzeugung in China
Besonders kräftig soll die Maiserzeugung in China steigen, und zwar um elf Millionen Tonnen auf 166 Millionen Tonnen. Die vorjährige Ernte in der Volksrepublik litt unter Trockenheit, weshalb China zuletzt Maiskäufe in den USA tätigte. Auch in der EU-27 und in Indien soll das diesjährige Maisaufkommen höher ausfallen als 2009. Die globale Nachfrage nach Mais wird dem Washingtoner Agrarressort zufolge in der Saison 2010/11 auf fast 828 Millionen Tonnen steigen. Das wären 19 Millionen Tonnen mehr als die für das laufende Wirtschaftsjahr geschätzte Verbrauchsmenge. Gut ein Viertel dieses voraussichtlichen Mehrbedarfs soll auf das Konto der Vereinigten Staaten und im Wesentlichen auf die dortige Bioethanolindustrie gehen.
Die US-Fachleute rechnen, dass der Maisverbrauch im eigenen Land 2009/10 um fünf Millionen Tonnen auf 287 Millionen Tonnen wachsen wird. Damit hätte die Maisnachfrage in den Vereinigten Staaten in fünf Jahren um fast ein Viertel zugelegt. Die Maisreserven dürften dort gemäß der Prognose des Ministeriums im kommenden Wirtschaftsjahr um zwei Millionen Tonnen auf rund 46 Millionen Tonnen steigen. Weltweit sagen die Washingtoner Experten eine Aufstockung der Maisbestände bis Ende 2010/11 um gut sieben Millionen Tonnen auf mehr als 154 Millionen Tonnen voraus, wobei für das noch laufende Vermarktungsjahr 2009/10 ein marginaler Abbau angenommen wird. (AgE)