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Minister beraten über russischen Gemüse-Boykott

Die EU-Kommission fordert von Russland, die vereinbarte Aufhebung des Boykotts gegen europäisches Gemüse schnell umzusetzen.
 
Nach fast vierwöchigem Importstopp hat Russland seine Grenzen am Dienstag vorerst nur für frisches EU-Gemüse aus den Niederlanden und Belgien wieder geöffnet. "Wir erwarten, dass mehr Länder in die Liste aufgenommen werden", sagte der Sprecher von EU-Gesundheitskommissar John Dalli am Rande eines Treffens der europäischen Landwirtschaftsminister am Dienstag in Luxemburg. "Wir können nicht ganz nachvollziehen, wie Russland sich hier verhält", sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU). "Da sind wir uns auch in der Europäischen Union einig."

Importverbot belastet Beziehungen mit Russland

Das wegen der EHEC-Infektion verhängte Importverbot belastet die Beziehungen zwischen der EU und Russland. Das größte Land der Erde hatte Anfang Juni ein Einfuhrverbot für Gemüse aus der gesamten Europäischen Union verhängt. Zuletzt aber einigten sich Brüssel und Moskau auf Sicherheitszertifikate von Labors für die Gemüselieferungen.

Die Minister besprachen auch die Situation auf den Märkten und hatten positives zu melden: Der deutsche Gemüsemarkt erhole sich nach und nach von den wirtschaftlichen Folgen der EHEC-Krise, sagte Aigner. "Noch nicht zu 100 Prozent, aber er hat sich deutlich stabilisiert." Umfragen zufolge hätten Verbraucher ihre "normalen Gewohnheiten" beim Einkauf wieder zu 85 Prozent aufgenommen. Auch EU-weit sei der Gemüsemarkt auf gutem Wege, sagte Ungarns Agrarminister Sandor Fazekas, der das Treffen der Minister leitete. Wichtig sei, dass der Export aus der EU wieder voll in Gang komme. "Wir können zwar noch nicht von einer Rückkehr zum normalen Kaufverhalten sprechen, aber die Preise verbessern sich", sagte EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos in der Ministernrunde.

Informationskampagnen geplant

Um die Verbraucher zurückzugewinnen schlug Ciolos vor, den Werbetopf, aus dem die EU zum Beispiel Informationskampagnen finanziert, in den kommenden drei Jahren um insgesamt 15 Millionen Euro aufzustocken. So könnten Gemüse-Anzeigen in Zeitungen und im Fernsehen bezahlt werden. Die Minister hatten sich bei einem Sondertreffen Anfang Juni auf millionenschwere Entschädigungen für Gemüsebauern geeinigt. Für ihre Umsatzeinbußen bekommen Europas Landwirte insgesamt 210 Millionen Euro.

Kritik bei Auswahl der Gemüsesorten

Neue Rufe nach mehr Geld - zum Beispiel aus Spanien und Frankreich - blieben am Dienstag unbeantwortet. Die Kommission kritisierte einige Mitgliedsländer, sie hätten mangelhafte Daten über die Umsatzeinbußen ihrer Bauern an Brüssel geliefert. Bei den vorläufigen Zahlen gäbe es noch "Ungereimtheiten", sagte Ciolos. Bauern können bis Mitte Juli Anträge einreichen. Am 22. Juli will die Kommission mitteilen, wie hoch die Ausfälle zwischen Ende Mai und Ende Juni insgesamt in der EU waren. Für einige Länder seien die bürokratischen Hürden zu hoch. "Jetzt geht es um die Details, wie bürokratisch es umzusetzen ist", sagte Aigner. Kritik gab es auch mit Blick auf die Auswahl der Gemüsesorten, für die die Bauern Entschädigungen bekommen: Bestimmte Salatsorten wie zum Beispiel Rucola oder Feldsalat fehlten in der Liste, ebenso wie Sprossen. Das hatten Diplomaten im Vorfeld kritisiert. Geld aus EU-Töpfen gibt es für Ausfälle beim Handel mit Gurken, Tomaten, Blattsalaten, Paprika und Zucchini.
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